Abgesagt! ACHTUNG! Verschoben auf den 16.06. und VERLEGT in die Berghain Kantine. Bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit.
17
Juni

Sam Vance Law

Details

  • Datum 17.06.2022
  • Start 20:00
  • Einlass 19:00
  • VVK 23€ € zzgl. Gebühren
No Love Tour 2022

ACHTUNG: Verlegt und verschoben auf den 16.06. in die Kantine am Berghain.

Es ist ein bekannter Ausspruch, dass das zweite Album das schwerste sei. Nicht aber, wenn man wie SAM VANCE-LAW kurz nach dem ersten Album verlassen wird. Das Thema für „Goodbye“ (VÖ: 06.05.2022) war dementsprechend schnell klar: Liebeskummer – der erste schlimme, ausgewachsene, allumfassende und alles regierende. Herzschmerz ist demokratisch. Er trifft jede*n gleich, Alter, Lebensphase, Wohnort, Größe, Gewicht, Paybackpunkte, Geschlecht, Herkunft, Sehstärke – alles egal. Herzschmerz ist für alle da. Leider. Und er ist noch in einer anderen Dimension politisch: Wo bisher Liebe und Schmerz in heteronormativen Narrativen ausbuchstabiert wurden, ist homosexuelle Liebe und damit verbunden auch Liebesleid selten explizit erzählt worden. SAM VANCE-LAW bringt mit „Goodbye” eine wichtige queere Stimme ein für Gefühle und Bilder, die es bislang fast nur im binären System von Mann und Frau gab. Sein Debütalbum „Homotopia“ verzauberte Publikum und Presse gleichermaßen, der Rolling Stone fand: „Die schönste und schlauste Musik 2018“ und für SPIEGEL Online war er das „Pop-Darling der Stunde”. Kein Wunder: VANCE-LAW als charmanter, pointierter Geschichtenerzähler wusste und weiß, wie er seine Zuhörer*innen elektrisiert. „Es soll dich anziehen, statt sich dir aufzudrängen”, sagt VANCE-LAW, der 2018 außerdem den Preis für Popkultur als hoffnungsvollster Newcomer gewann. Dieses magnetische Talent setzt sich auch auf dem Nachfolger fort, ergänzt um eine neue Prägnanz und emotionale Tiefe. Auf „Goodbye” verarbeitet er eine schmerzhafte Trennung in allen Facetten und hat damit ein dichtes, ambivalentes, verwundbares Wunderwerk geschaffen. Im Vergleich zu seinem Debütalbum gibt sich VANCE-LAW auf „Goodbye“ weniger dandyhaft, weniger erhaben – und dennoch genauso kraftvoll, intensiv, musikalisch feingliedrig und textlich schmerzhaft präzise. Wo der Vorgänger die große Revueshow schwuler Popmusik war, ist „Goodbye” eher der Tag nach der Premiere: Unkostümiert und abgeschminkt, ein wenig angekratzt, die Stimme rau. „Es ist auch auf eine Art gnadenlos”, sagt VANCE-LAW und beschreibt damit das fehlende Happy-End dieser Platte, aber auch die konsequente Monokultur, in der hier ein Thema, eine Person, ein Gefühl adressiert wird, ohne Verschnaufpause oder gekippte Fenster zu anderen Welten. Wenn man so will, ist „Goodbye” ein Abschied, eine Anklage, ein Arschtritt, ein Anfang. Jede Person, die jemals geliebt und dabei (jemanden, sich selbst, etwas) verloren hat, wird sich in diesem Album finden. Dass der gebürtige Kanadier ohne Popmusik aufwuchs und stattdessen lieber Klassik hörte, ist ein beliebter Fakt über den begnadeten Komponisten und Sänger. Seit „Homotopia” versuchen die Kritiker*innen, sich immer wieder neue Genrebezeichnungen für VANCE[1]LAWS unverkennbaren musikalischen Stil auszudenken. Die frühe Klassik-Prägung ist den Arrangements und der Instrumentalisierung durchaus anzuhören, aber auch das Ohr für große Popmelodien und dass VANCE-LAW in seiner Wahlheimat Berlin mit einigen Größen des deutschen Indie verkehrt. Beispielsweise war er auch an der neuen Casper-LP „Alles war schön und nichts tat weh” beteiligt. Von eingefahrenen Spuren ist bei SAM VANCE[1]LAW allerdings keine Spur: „Man geht immer davon aus, dass Musiker*innen wüssten, was sie tun. Für mich ist es eher so, dass ich jedes Mal aufs Neue lerne, was ich da gerade mache.